Den 11. Geburtstag unserer Tochter wollten wir dieses Jahr in Amsterdam begehen. Eigentlich war ihr Wunsch, in Berlin Sushi zu essen oder an den tollen See in Thüringen zu fahren. Dort waren wir im letzten Jahr mit einem geliehenen Camper. Der Urlaub wurde leider durch Corona-Infektion abgebrochen. Beide Ziele schieden aber wegen der zu großen Entfernung von Dortmund, meiner Abneigung gegen Berlin und den zu kalten Temperaturen zum Baden in Thüringen, aus.
Ich zeigte ihr was Google an Aktivitäten in der Nähe um Dortmund anbot. Da sie es sich in den Kopf gesetzt hatte, Sushi essen zu gehen und es in Amsterdam davon reichlich Restaurants gibt, fiel die Wahl nicht schwer. Fahrzeit unter zwei Stunden, einen Campingplatz "The Sport Camping Amsterdam" etwas außerhalb mit guter Verkehrsanbindung in die Innenstadt gebucht und damit war der Geburtstag geritzt. Ich war das letzte Mal in Amsterdam auf einem Mädelswochenende als die Kinder noch nicht auf der Welt waren und freute mich, dass sie diese besondere und schöne Stadt in ihr "Metropolen-Repertoire" aufnehmen können.
Letztendlich war es also auch von Vorteil, dass wir Dortmund nachmittags zeitig ohne Meisterfeier verlassen konnten um dann abends vor dem Geburtstag in Amsterdam anzukommen und nicht in ihren Geburtstag reinzufahren, – aber dass dürften wir unserem Sohn natürlich so nie sagen…
Schon auf der Fahrt recherchierten wir wo wir ein schönes Sushi-Restaurants besuchen können, es gibt natürlich reichliche in Amsterdam. Aber auch reichliche die montags Ruhetag haben. Oder lag es daran dass zudem Pfingstmontag war? Das war ein klarer Planungsfauxpas, mea culpa.
In jedem Fall mussten wir unser Geburtstagsessen auf den Dienstag schieben, – ließen es da aber auch beim All-you-can-eat Sushi richtig krachen. Aber der Reihe nach.
Montags fuhren wir nach dem ausgiebigen Geburtstagsfrühstück mit dem Bus in die Stadt. Man merkte dass Feiertag und / oder Ferien waren, die Stadt war gut überlaufen und wir mussten uns einfach mal orientieren was wir denn genau in Angriff nehmen wollten.
Neben Sushi hatte das Geburtstagskind sich natürlich nicht informiert was denn interessant sein könnte, der Junior hatte auch nur Shopping im Kopf und ich meinen Reiseführer, der mir vor Jahren schon die Stadt gezeigt hat, daheim liegen lassen. Hier merkte ich, dass das Internet mal wieder Fluch und Segen zugleich ist: Alle Websites die die Top-Spots anpriesen, waren dermaßen werbeüberlaufen dass ich mir nur schwer ein Urteil fällen konnte, was wir in die kurze Zeit packen.
Wir liefen die Stadt einfach zu Fuß und per Bahn ab, machten eine informative Grachtenfahrt und schauten uns alle wichtigen Sehenswürdigkeiten eben von außen an. Die Kinder hatten dieses Jahr keine Lust auf Kirchen und Museen. So wurden eben zahlreiche Einkaufszentren wie das Magna Plaza und klassische Kids-Läden wie JD / H&M / Zero aufgesucht.
Zwischendurch konnten wir nicht genug von den Spezialitäten Amsterdams genug bekommen: Poffertjes / Pfannkuchen / Gouda Käse zum Probieren usw.
Auf dem Heimweg zum Campingplatz kauften wir dann den örtlichen Lidl-Laden leer um unserem Geburtstagskind ein Festmahl im Wohnmobil aufzutischen.
Am Tag darauf fuhren wir wieder in die Stadt. Peter suchte das gebuchte wework Büro auf um dort in Ruhe zu arbeiten. Die Kinder und ich liefen wieder durch die Stadt, dieses Mal Richtung Niewmarkt, besuchten diverse Läden, probierten noch mehr Käse, schnupperten die Luft neben Coffeeshops ("Hier riecht es komisch...") und verließen frustriert die Läden in denen amerikanische Chips und Süßigkeiten verkauft wurden („Acht Euro für eine kleine Tüte Chips? Never ever!“).
Als ich die Kids paar Minuten am Dam zurückließ um noch ein schönes Bild in einem kleinen Laden zu kaufen, wurden sie von Tauben umzingelt. Ein Mann gab dort Reiskörner oder -nudeln aus um die Tauben zu füttern. Not really my taste aber sie waren eh schon belagert von den fliegenden Ratten und ich gönnte ihnen den Spaß.
Kurz darauf „kam auch Peter von der Arbeit“ und wir machten uns endlich auf, das auserwählte All-you-can-eat Shushi Restaurant "Miso Sushi" aufzusuchen. Grandios! Jeder konnte per Tablet alle 8 Minuten 5 Speisen auswählen und das für ganze zwei Stunden. Der Trick war, nicht so viel Shushi zu bestellen, sondern kleine Salate mit Fleisch oder andere weniger schwere Köstlichkeiten. Wir kapitulierten dann dennoch nach einer Stunde und ca. 6 Bestellrunden. Wunderbar, hervorragendes Essen in einer wunderschönen Atmosphäre! Klare Empfehlung!
Und auf dem Rückweg zur Bahn entdeckten wir noch den Lego-Store in dem sich mein großes Mann-Kind dann seinen Lego-Pass ausstellen und abstempeln ließ den er nun wie seinen Augapfel hütet.
Am nächsten Tag mussten wir wieder abreisen, nicht aber ohne vorher eine Runde Padle zu spielen. Jaron war total angefixt von dieser Sportart die mir komplett neu war. Um dann zu erfahren, dass man es auch im Nachbarort daheim spielen kann. Naja, wenn es das Kind glücklich macht.
Auf der Heimfahrt fuhr ich wieder die Strecke durch die Niederlande bis nach Deutschland rein während Peter auf der Rückbank am Tisch bequem arbeiten konnte. Wir steckten in der Endphase eines mehrjährigen Projekts und daher stand die Fahrt unter dem Zeichen von Workaction.
Ich liebe es in den NL zu fahren, begrenzte Geschwindigkeit, alle fahren rücksichtsvoll und lassen einen mit dem großen Wagen auch mal vor. Lastwagen überholen langsamere Autos weil sie eben auch in der Spitze das gleiche fahren können wie die PKWs. Die Straße war gut, nicht holprig und der Internetempfang kein Thema. Bis wir dann die Grenze nach Deutschland überquerten… Der Unterschied war so offensichtlich dass es ketzerisch wirken würde, mich weiter darüber aufzuregen. Daher nun Ende.